Alles, was wir brauchen, steckt schon in uns.
„Am allerwichtigsten bei einem Auftritt ist allerdings die nonverbale Kommunikation, also Mimik, Gestik, Sprechweise, Stimme, Körperhaltung und gesamte Körpersprache.“

Gespräch mit Jeannine Tieling, Sprecherzieherin (Univ.), Rhetorik- und Kommunikationstrainerin in der Wirtschaftszeitung, Ausgabe Nr. 2, Februar 2019.
1 – Frau Tieling, viele Menschen haben Respekt und sogar Angst, vor Menschen zu sprechen. Mit welchen Herausforderungen werden Sie als Kommunikationstrainerin und Sprecherzieherin am Häufigsten konfrontiert?
Jeannine Tieling Vielen Menschen fehlt es an Selbstvertrauen, da es ihnen an Routine und Übung mangelt. Manche wissen nicht, wie sie inhaltlich an die Sache rangehen sollen. Andere fühlen sich unsicher hinsichtlich Körpersprache und Stimme.
2 – Wie kann ich dem entgegenwirken?
Jeannine Tieling Entscheidend ist die Vorbereitung. Bei der Konzeption eines Vortrags, geht es darum, wie man den Inhalt attraktiv für die Zielgruppe aufbereitet und als Redner sein Ziel erreicht. Man möchte zum Beispiel zum Diskurs anregen, Veränderungen im Denken und Handeln bewirken – und damit auf geschäftlicher Ebene erfolgreich sein.
3 – Was gehört außer einem strukturierten Aufbau zu einem gelungenen Vortrag?
Jeannine Tieling Einstieg und Schluss sind ganz wichtig. Ich muss außerdem meine Inhalte und vor allem, sofern man mit PowerPoint präsentiert, die Folien genau kennen. Der Zuhörer merkt sofort, wie intensiv ich mich damit im Vorfeld beschäftigt habe – und wenn ich von meiner eigenen letzten Folie überrascht werde, dann ist der ganze Vortrag im Eimer. Folien oder Sätze wie den Klassiker „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“ braucht es nicht, da ein guter Schluss für sich selbst spricht. Zur Vorbereitung gehört auch das Einüben, denn nur so kann ich den Inhalt auf die Vortragsdauer abstimmen.
4 – Und zudem Sicherheit gewinnen.
Jeannine Tieling Ja, ganz richtig. Wenn ich inhaltlich vorbereitet bin, kann ich mir selbst vertrauen und das gibt mir Sicherheit. Der Inhalt ist die notwendige Basis. Am allerwichtigsten beim Auftritt selbst ist allerdings die nonverbale Kommunikation, also Mimik, Gestik, Sprechweise, Stimme, Körperhaltung und gesamte Körpersprache. Der Inhalt alleine nützt nicht viel, wenn ich Menschen begeistern oder von etwas überzeugen will.
5 – Durch eine gute Vorbereitung lässt sich Lampenfieber sicherlich reduzieren, aber in den meisten Fällen nicht ganz vermeiden, oder?
Jeannine Tieling Lampenfieber gehört dazu. Das haben auch bekannte Speaker oder Moderatoren, obwohl sie sehr viel mehr Übung haben. Ich sage meinen Seminarteilnehmern immer: „Ihr dürft nervös sein“. Wichtig ist zu wissen, wie ich in solchen Situationen meinen Körper steuern kann, um mich wohler und sicherer zu fühlen und damit das Publikum meine Nervosität kaum merkt. Dazu gehören die richtige Körperhaltung und -spannung sowie die Bauchatmung. Auch erfahrene Redner können durch die richtige Atemtechnik und Körperhaltung wesentlich souveräner auftreten.
6 – Als Moderatorin standen sie seit 1997 nicht nur häufig vor der Kamera und dem Radiomikrofon, sondern auch vor Publikum. Wie können Ihre Seminarteilnehmer von dieser großen Erfahrung profitieren?
Jeannine Tieling Ich lehre nur das, was ich selbst anwende und beherrsche. Beispielsweise eine klare Sprache, indem ich Füllwörter, Floskeln und sonstige unnötige Schnörkel weglasse. Oder wie es gelingt, trotz Nervosität volle Präsenz zu zeigen, zum Publikum Blickkontakt zu halten und motiviert rüberzukommen. Bei Vorträgen oder spontanem Reden lassen sich durch wenige Bausteine Automatismen erzielen. Alles, was wir brauchen, steckt schon in uns. Mit geschärftem Blick geht zukünftig dann nicht nur die Vorbereitung schneller; das Vertrauen darauf, dass man alles Wichtige trainiert hat, und bald auch wachsende Erfahrung sorgen für mehr Sicherheit und gelungenere Auftritte.
Das Interview führte Robert Torunsky.
Lesen Sie das Interview noch einmal im PDF: Hier klicken und das Interview mit Jeannine Tieling im PDF-Dokument lesen
Im Original lesen Sie das Interview samt nebenstehendem Firmenportrait „Kompetent kommunizieren“ in der Wirtschaftszeitung, Das Wirtschaftsmagazin für Ostbayern, Nr. 2, Februar 2019. Klicken Sie auf nachstehenden Link und Sie gelangen zum kompletten EPaper der Ausgabe: Hier geht’s zum EPaper der Wirtschaftszeitung.
Was uns interessiert …
Welche Erfahrungen haben Sie mit Präsentationen und Vorträgen?
Präsentieren Sie mit Power-Point? „Kleben“ Sie an Ihren Folien oder gelingt Ihnen ein freier Umgang damit?
Wie gehen Sie mit Lampenfieber um?
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4 Kommentare
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Jeannine Tieling
medialot - Ihr Erfolg in Worten
- Beraterin und Trainerin für PR, Rhetorik und Kommunikation
- Moderatorin und Sprecherin für TV, Radio und Event
- Sprecherzieherin (Univ./DGSS)
- Ausgebildete Redakteurin
- Certified Social Media Manager (FH)
- Diplom-Geographin Univ.
Ohja der absolute Klassiker zum Schluss „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“. 😀
Super Artikel, alles genau auf den Punkt gebracht!
Herzlichen Dank für das Feedback, Herr Wegel! Freut mich!
Gratulation, sehr informativ und auf den Punkt gebracht.
Was ich aus meiner persönlichen Erfahrung noch hinzufügen würde ist die Wichtigkeit von Authentizität. Das Publikum hat da ein sehr feines Gespür dafür. Hat ein Redner eine natürliche, authentische und sympathische Ausstrahlung, so werden ihm auch gewisse „Fehler“ verziehen.
Hallo Herr Hoffmann, herzlichen Dank für Ihr Feedback und Ihre Ergänzung! Ja, ganz genau: Wir müssen schon auch echt sein. Wer anderen etwas vormacht und sich verstellt, fliegt schnell auf. Dann nimmt einem das Publikum nichts mehr ab, auch wenn es wirklich wahr ist, was wir da von uns geben. Herzliche Grüße!